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Fasten tut gut!

 

Bewusstes Fasten bringt Körper und Seele in Einklang. Viele Menschen fühlen sich nach dem freiwilligen Verzicht auf feste Nahrung wie neu geboren und sehen das Fasten als eine Chance, die eigenen Ess- und Lebensgewohnheiten zu überdenken und zu ändern.

 

Eine begrenzte Zeit ohne feste Nahrung zu leben, hat eine jahrtausendealte Tradition. Fast alle Weltreligionen nutzen das Fasten, um seelisch und geistig Kräfte zu sammeln. Hinduisten und Buddhisten fasten regelmäßig, im Islam gibt es den Fastenmonat Ramadan und im Christentum die Fastenzeit vor Ostern.

Aus dem ursprünglich religiös motivierten Fasten ist ein gesundheitlicher Trend geworden. Um 1900 bekam das Fasten als freiwilliger Nahrungsverzicht eine neue Richtung. Im deutschsprachigen Raum entwickelten Dr. Franz Xaver Mayr aus Österreich und Dr. Otto Buchinger aus Deutschland für Kranke Methoden des stationären Fastens. Das therapeutische Heilfasten wurde an speziellen Sanatorien durchgeführt. In den letzten 25 Jahren wurde das Fasten auch für Gesunde populär, vor allem durch Bemühungen einiger Fastenärzte wie Dr. Hellmut Lützner aus Überlingen.

 

Mehr Schwung fürs Leben

 

02-suppekWer fastet, verzichtet freiwillig für eine bestimmte Zeit auf feste Nahrung und Genussmittel wie Nikotin, Alkohol, Kaffee und Süßigkeiten. Dafür werden Wasser, Tees, Säfte und Gemüsebrühe getrunken. Als Regel gilt, dass dem Körper 2,5 bis 3 Liter an Flüssigkeit zugeführt werden muss. Bekommt unser Stoffwechsel keine Nahrung mehr, baut er körpereigene Depots ab, um den Körper mit Nährstoffen und Energie zu versorgen. In erster Linie werden die Fettreserven zur Energiegewinnung herangezogen. Diese Veränderungen im Stoffwechsel lösen eine Reihe positiver Reaktionen aus. Diese Reaktionen tragen dazu bei, dass das Immunsystem gestärkt und gesundheitlichen Risiken vorgebeugt wird. Auch wenn bereits Stoffwechselstörungen vorliegen, kann sich Fasten auch positiv auswirken. Übergewicht wird abgebaut, erhöhte Blutfettwerte und hoher Blutdruck normalisieren sich. Das Fasten erweist sich auch bei Allergien, Autoimmunerkrankungen oder chronischen Magen-Darm-Erkrankungen hilfreich, das überbeanspruchte Immunsystem kann sich erholen und regenerieren.

Fasten kann eine Gelegenheit sein, sein Leben zu überdenken. Man beschäftigt sich mehr mit sich selbst, hat Zeit, sich mit Problemen auseinander zu setzen und kommt zur Ruhe. Viele Fastende gewinnen so neue Erkenntnisse und Impulse für ihr Leben. Wer fastet, stellt erstaunt fest, welche Energiereserven in ihm stecken. Dadurch entwickeln sich oft ein neues Körperbewusstsein und ein gesteigertes Selbstwertgefühl. Fasten motiviert viele Menschen, ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Auch nach der Fastenzeit will man seinen Elan und das gute Gefühl beibehalten.

 

 

 

 

Erfolgreich Fasten

 

Wer fasten möchte, sollte sich vorher sehr gut informieren und auf jeden Fall vorher einen Arzt um Rat fragen. Jeder gesunde Erwachsene kann fasten. Schwangere, Stillende, Kinder, Senioren sowie Herz-, Krebs- oder Diabeteskranke und Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion sollten nicht fasten. Fasten kann man unter fachkundiger Betreuung im Urlaub, in der Klinik und im Alltag in speziellen, betreuten Fastenkursen, die von vielen Kirchengemeinden, Volkshochschulen und Yogaschulen durchgeführt werden. Besonders wenn man zum ersten Mal fastet, ist das Fasten in einer Gruppe einfacher und erfolgreicher. Erfahrene, ausgebildete Fastenleiter helfen Ihnen und wissen Rat bei auftretenden Beschwerden oder Problemen. Bei der Auswahl eines Fastenkurses sollten Sie auf ein ganzheitliches Konzept achten. Zum Programm einer gelungenen Fastenwoche sollten auch Bewegung, Darmpflege, Entspannung und seelische Betreuung gehören. Denn beim Fasten geht es um den ganzen Menschen.

In der Fachwelt gehen die Meinugen über das Fasten auseinander. Während die Fastenbefürworter im Fasten eine Heilmethode sehen, deren gesundheitliche Erfolge empirisch eindeutig bewiesen sind, lehnen einige Ärzte und Ernährungswissenschaftler das Fasten ab und sehen darin einen unnötigen Stress für den Organismus. Fastenkritiker äußern, dass sich in einem gesunden Körper Stoffwechselprodukte erst gar nicht ansammeln und zu den beim Fasten ausgeschiedenen „Schlackenstoffe“ ist nicht bewiesen, dass sie überhaupt existieren. Ihre Meinung: wer sich ausgewogen ernährt, muss nicht fasten. Gegen moderate Fastenkuren haben aber auch die Fastenkritiker nichts einzuwenden. Solche Entlastungstage machen uns die Bedürfnisse des eigenen Körpers bewusster, entschlacken und entwässern.

 

Fastenschalttage

Wer nicht zwei oder drei Wochen fasten kann und möchte, kann vielleicht Fastenschalttage durchführen. Sie haben nicht die positiven Effekte des Fastens, wirken aber entwässernd und entschlackend. Man verzichtet alle zwei Wochen für ein bis zwei Tage auf feste Nahrung und trinkt nur Tee und Wasser. Für diese Fastenschalttage gibt es verschiedene Abwandlungen.

Beim Morgenfasten trinkt man am Vormittag nur Tee, Mineralwasser oder frischen Obstsaft. Beim Obstfasten wird bis mittags nur frisches Obst verzehrt. Beim Saftfasten nimmt man über den Tag verteilt 750 g Obst-, Gemüse- und Kräutersäfte zu sich. Fastenerfahrene können an diesen Tagen Teefasten. Es gibt den ganzen Tag nur Kräutertee, mittags und abends darf eine leichte fettarme Gemüse- oder Getreidesuppe gegessen werden.



Fotos: Paul Offermanns